Zukunft der SelbsthilfeStarke Väter
Mehr Väter in der Selbsthilfe
Zu konstatieren ist nach wie vor ein "Gender-Gap": Frauen engagieren sich weitaus häufiger in Selbsthilfeorganisationen, Männer sind schwerer dazu zu bewegen. Andere männliche Ansprechpartner und Vorbilder sind aber wichtig, um insgesamt mehr Männer für die Selbsthilfe zu begeistern, damit Männer sich besser öffnen und über krankheitsbezogene Probleme – sowohl eigene, als auch die ihrer Kinder – sprechen können.
Daher hat das Kindernetzwerk durch Umfragen und Interviews mit Vätern in der Selbsthilfe herausfinden wollen, was Väter davon abhält, sich in der Selbsthilfe einzubringen, wie sie sich die Selbsthilfe wünschen und was ihre Vorstellungen für Arbeiten ist der Selbsthilfe sind.
Auf unserer Jahrestagung 2022 gab es zu dem Thema einen Workshop: Ein großes Problem sahen viele Workshop-Teilnehmende in den immer noch starren gesellschaftlichen Rollenbildern - „Die Frau kümmert sich um die Kinder, der Mann geht arbeiten.“, „Männer dürfen keine Gefühle zeigen“ und weitere. Solche „Glaubenssätze“ beeinflussen die Pflegearbeit für chronisch kranke und behinderte Kinder. Immer noch stellen Frauen und Mütter einen Großteil der Pflegenden. Pflegearbeit geht mit Emotionen und Empathie einher. Manchen Männern fällt (immer noch) schwer, Emotionen zuzulassen, sie zu zeigen oder auch Hilfe anzunehmen. Nicht zuletzt, weil ihnen dies gesellschaftlich bewusst, oder auch unbewusst, anerzogen wurde. Um diesen Hindernissen zu begegnen, plädierten die Teilnehmenden für eine vermehrte Darstellung von männlichen Vorbildern in Pflegesituationen, z.B. auf Social-Media-Kanälen und in Veröffentlichungen der Selbsthilfe. So könnte eine größere Sichtbarkeit pflegender Männer und Väter erreicht werden. Gegebenenfalls könnten solche Bilder zum „Nachmachen“ anregen.
Formate wie „Väter-Abende“ könnten mehr Männer für die Selbsthilfe gewinnen und ihnen die Chance bieten, sich mit Gleichbetroffenen auszutauschen und zu vernetzen. Möglichkeiten dazu könnten einfach auf niedrigschwelliger Ebene geschaffen werden - gemeinsame Grillabende, Kaffeetrinken, oder Anlässe, wie beispielsweise der Vatertag. So könnten Möglichkeiten locken, sich in lockerer Atmosphäre auszutauschen. Ein Vorschlag lautete, diese Veranstaltungen eher unter dem Community-Gedanken, statt Selbsthilfe laufen zu lassen. So brauche man kein vielleicht abschreckendes krankheitsspezifisches Wording zu nutzen.
Hier geht es zu deutschlandweiten Angeboten für Vätertreffs:
Väternetzwerken von "wunderbunt e.V. in Osnabrück
Digitale Vätertreffs von "Vaterwelten" von Vaterwelten in Zusammenarbeit mit dem Kindernetzwerk
Ein weiteres Thema, das auf der Jahrestagung intensiv besprochen wurde, betraf die Partnerschaft. Während des oft stressigen Alltags empfinden es viele Paare als schwierig eine romantische und liebevolle Beziehung zueinander aufrechtzuerhalten. Das eigene und gemeinsame Wohlbefinden und Zufriedenheit sind grundlegend für eine stabile und erfüllte Partnerschaft. Darüber hinaus sind sie Grundlage für ein stabiles Familiensystem. Gleichberechtigung in der Verteilung von Aufgaben rund um Kinderbetreuung und Pflege fördern die partnerschaftliche Stabilität. Dieses Thema sollte in der Selbsthilfe aufgegriffen werden und Vätern und pflegenden Männern ein sicherer Raum zum Thema Partnerschaft und den damit lauernden Problemen, Ängsten und Anliegen eröffnet werden.
Um mehr über Väter in der Selbsthilfe zu erfahren, hat das Kindernetzwerk Anfang des Jahres Interviews mit "Starken Vätern in der Selbsthilfe" geführt:
Uwe Engelmann vom 5p-minus-Syndrom e.V.
Alexander Exner vom Bundesverband Angeborene Gefäßfehlbildungen e.V.
Dr. Ulrich Priester von der Prader-Willi-Syndrom Vereinigung Deutschland e.V.
Immer noch stellen Frauen und Mütter einen Großteil der Pflegenden. Wir haben daher aktive Männer nach ihrer Arbeit in der Selbsthilfe gefragt, womit sie zu kämpfen haben und wie ihnen die Selbsthilfe in ihrem Alltag hilft? Dr. Ulrich Priester von der Prader-Willi-Syndrom Vereinigung Deutschland e.V. rät die Partnerschaft nicht aus den Augen zu lassen...
Bei Uwe Engelmann ist immer was los: Wie er seinen Familienalltag mit betroffenem Kind meistert und sich in der Selbsthilfe engagiert, erzählt er dem knw im Interview. Im Vorstand des Vereins 5p-minus-Syndrom e.V. versucht der dreifache Vater anderen Eltern, deren Kinder die gleiche Diagnose erhalten haben, zusätzlich zu helfen und Kraft zu geben …
Trotz großer Herausforderungen steht er mitten im Leben: Alexander Exner war lange im Vorstand des „Bundesverbandes Angeborene Gefäßfehlbildungen e.V.“, da seine Tochter mit einer arteriovenösen Gefäßfehlbildung geboren wurde. Durch Exners Erfahrungen und sein angereichertes Wissen hat er in dem Selbsthilfeverein bis heute vielen anderen betroffenen Eltern weiterhelfen können. In dem Interview mit dem Kindernetzwerk verrät er, warum es wichtig ist, als Vater aktiv in der Selbsthilfe tätig zu sein …
#MittenImLeben
Väterauszeiten
Das Kindernetzwerk richtet regelmäßig Väterauszeiten aus. Das letzte fand im Mai 2023 statt. Seminarleiter Gunter Beetz kommentierte: „Vielen Dank, dass wir dieses tolle Wochenende für das Kindernetzwerk durchführen durften. Wir habe alle gemeinsam sehr viel gelernt und die Väter durften einiges an Erfahrungen und neuen Erkenntnissen für ihre Lebenswelten mitnehmen. Außer dass es wirklich viele Mücken im Wald hatte, lief das ganze Wochenende von vorne bis hinten sehr gut. Alle konnten sich auf den Prozess einlassen und die wirklich fröhlichen und bewegten Gesichter am Sonntag beim Abschied sprachen Bände. Die Väter haben sich ab Tag 2 selbst in den Fokus genommen, ihre eigene Denk-, Fühl- und Handlungsmuster auf den Prüfstand gestellt und neue Perspektiven auf die eigene Selbst- und Weltsicht für sich erarbeitet. Das war wirklich toll Teil dieser Prozesse zu sein und darüber bin ich sehr dankbar.“
Das Kindernetzwerk führt regelmäßig Väterauszeiten durch, sprechen Sie uns an: info@kindernetzwerk.de
Das Projekt wurde gefördert durch: